Weihnachten und Achtsamkeit – ein perfektes Paar

Dieses Jahr breche mit ein paar Traditionen in unserer Familie. Ich backe keine Kekse, es gibt keine Geschenke und ich bin über Weihnachten nicht in Deutschland. Glücklicherweise ist meine Familie super verständnisvoll und dafür bin ich echt dankbar. Aber es geht auch anders. Jedenfalls habe ich mir überlegt, welches die 3 größten Fallen sind, in die ich, und wahrscheinlich viele andere Menschen auch, jedes Jahr um diese Zeit tappen.

1. Der Adventskaffee

Die Wochenenden vor Weihnachten werden mit einer Treffsicherheit zugepackt mit Kaffee und Plätzchen, dass es eine wahre Wonne ist. Als ob es das ganze Jahr keine anderen Sonntage dafür gibt. Neben der zeitlichen Enge wird sich mit dem regelmäßigen Verzehr von Lebkuchen & Co. möglicherweise auch eine räumliche Enge einstellen – nämlich in deinen Klamotten 😉
Wenn du also merkst, dass dir das gerade alles zu viel wird, dann sage offen und wertschätzend, dass du in dieser turbulenten Zeit gern mal einen Moment für dich hättest. Vielleicht zum Spazieren gehen in der Natur oder einfach nur mit einem Lieblings-Buch aufs Sofa. Die Weihnachtszeit und der Jahresausklang hat auch etwas mit Besinnlichkeit zu tun. So eine Art Beschaulichkeit und Mäßigung stellt sich oft nur ein, wenn wir nicht mehr funktionieren müssen, sondern hören, was uns wichtig ist und dann mit allen Sinnen bei dem sind, was wir wirklich wollen.

2. Der nicht-perfekte Keks

Bleiben wir noch kurz beim leckeren Weihnachtsgebäck. Vor kurzem hatte ich darüber eine interessante Diskussion in einem meiner Achtsamkeits-Trainings. Es ging darum, wie ein guter Gastgeber zu sein hat. Die Kekse müssen formvollendet sein (zerbrochene kommen nicht auf den Teller), es dürfen keine Zacken aus den Sternen gebrochen und kein Tannenbaum ohne Spitze sein (was echt schwer ist, denn der Teig klebt oft so sehr in der Form…). Dann noch eine ansprechende Verzierung, die Mandel genau in der Mitte, der Zuckerguss ohne Beulen. Wenn dem nicht so ist, dann kommt schnell der Gedanke: „Was werden die Gäste wohl denken.“ Oder „So gut wie bei Mutti wird das nie.“ Wir streben nach Perfektion, haben höchste Ansprüche an das Gebäck und an uns, und schon wird es anstrengend.

Kinder gehen damit leichter um – Hauptsache Teig kneten und kleckern. Und schmecken muss es natürlich. Denen erlauben wir oft auch nicht ganz perfekte Kekse zu produzieren. Lass dich anstecken von deinen Kindern und wecke dein Kind in dir. Backe nur, weil es dir Freude macht und nicht, weil es erwartet wird. Lass auch unperfekte Kekse am Leben und biete sie deinen Gästen und Kollegen an. Genieße einfach die Zeit des Tuns ohne ein Ziel zu erreichen und sei ganz bei dieser einen Sache. Vergiss für ein Backblech lang die Welt um dich herum.

3. Die Weihnachts-Erwartung

Alles soll schön und harmonisch sein, festlich und ein reich gedeckter (Gaben-)Tisch gehört auch dazu. Was aber, wenn es dir mehr Stress als Wohlbefinden macht, daran zu denken? Stimmt dann etwas nicht mit dir? Nein, sei unbesorgt, es geht vielen Menschen so. Die Weihnachtszeit erfordert von uns erhöhte Aufmerksamkeit.

Jetzt gilt: keine Panik und Ruhe bewahren.

a) Die Zeit läuft nicht schneller zum Jahresende, auch wenn es sich manchmal so anfühlt.

b) Es gibt ausreichend Geschenke für alle und alternativ Gutscheine für Vielbeschäftigte.

c) Die alles entscheidende Frage jedoch ist: Willst du wirklich so feiern, wie ihr es immer tut oder möchtest du nur nicht enttäuschen? Vielleicht gibt es in diesem Jahr einen anderen Weg, das Fest zu feiern, der dir viel angenehmer wäre.

Du merkst, worauf ich hinaus will, ist der Kontakt mit dir selbst. Weihnachten kann um so vieles achtsamer erlebt werden, wenn wir nicht nur für andere funktionieren, sondern eine tiefe Freude an dem empfinden, was wir tun und herschenken. Es mag aber auch mal ein Jahr geben, wo wir das gerade nicht können, weil das Leben anders daher gekommen ist. Dann gilt es auch diese Zeit anzunehmen und sich selbst nicht zu verleugnen. Dann wird es weniger anstrengend und die Zeit mit Freunden und Familie meist viel wertvoller und intensiver erlebt.

In diesem Sinne wünsche ich dir eine besinnliche und lichtvolle Weihnachtszeit.