Glück in der Morgendämmerung

Das Glück in der Morgendämmerung

Was für ein prachtvoller Start in den Tag! Heute morgen hat mich nichts mehr im Bett gehalten, als ich die Morgendämmerung sah. Die Nacht war klar und der Sternenhimmel umwerfend gewesen. Das versprach einen bunten Sonnenaufgang.

Also habe ich mich, statt mich auf das Meditationskissen zu setzen, in meine Skihose und die dicke Winterjacke geschmissen und bin hinaus aufs Feld gegangen. Das liegt nur ein paar hundert Meter entfernt von meinem Haus. Und da war sie – diese Morgenröte in der allerschönsten Farbenpracht, die man sich nur vorstellen kann! Sie barg dieses Versprechen, dass ein neuer Tag anbricht, dass die Sonne bald Wärme und Licht bringt, um Leben entstehen zu lassen. Denn ohne Sonne wäre es kalt, sehr kalt, auf diesem Planeten.

Ich war da draußen mit meinem Fotoapparat und habe nicht ein einziges Foto gemacht. Warum? Weil es mich weggebracht hätte von diesem Moment. Es hätte mich durch die Linse schauen und die Absicht verfolgen lassen das beste Bild aufnehmen zu wollen. Ich wollte aber mittendrin sein in diesem Augenblick und mich ihm ganz hingeben, ohne eine Absicht zu verfolgen.

Also bin ich meinen Füssen gefolgt. Habe mich treiben lassen, ohne einen Weg zu verfolgen. Es war zwar kalt, aber ich war neugierig, wohin mich dieser Spaziergang führen würde. Ich habe jeden Atemzug genossen und konnte mich nicht satt sehen an diesem Himmel und dem Farbspiel, das sich darauf entfaltete.

Ich war allein hier draußen. Naja, es war Sonntag morgens 7 Uhr. Crazy? Nein, es war einfach – Punkt. Und dann hat es mich voll erwischt. Tief in meinem Herzen wurde ich berührt von der Schönheit der Natur. Ich blieb stehen und habe mich fluten lassen. Ich war beeindruckt von ihrem unermüdlichen Wirken und dem ständigen Wiedererblühen, obwohl wir sie nicht immer freundlich behandeln. Von diesen Farben. Von dieser Selbstverständlichkeit zu erscheinen. Es war plötzlich sehr friedlich in mir. Mir kamen die Tränen, denn ich konnte diesen Frieden, diese Schönheit so sehr spüren. Ich fühlte mich so verbunden mit mir und mit der Natur, dass mein Herz ganz offen und empfänglich wurde.

Solche Momente, in denen wir uns berühren lassen, empfinde ich als unendlich kostbar. Sie öffnen unsere Herzen und lassen uns ganz weich werden. Sie nähren uns auf ganz besondere Art und Weise. Wir bekommen sie geschenkt, ohne dass wir dafür etwas tun müssen.

Voraussetzung allerdings ist mal ganz absichtlos unterwegs zu sein und auch mal stehen zu bleiben. Innezuhalten und den Moment zuzulassen.

Nach einer Stunde bin ich durchgefroren, aber sehr glücklich wieder nach Hause gekommen. Der heiße Tee und die warme Dusche haben mich noch einmal dankbar sein lassen für all das, was ich habe. Diese Gewissheit nehme ich mit: auch morgen wird wieder die Sonne aufgehen, egal ob ich das miterlebe oder nicht. Und das Glück ist oftmals in den selbstverständlichen Dingen des Lebens zu finden.