Achtsamkeit unter erschwerten Bedingungen

Achtsamkeit unter erschwerten Bedingungen

…was Renovierungsarbeiten damit zu tun haben 😉

Ich bin derzeit voll im Renovierungs-Wahn. Da kann man schnell mal über die eigenen Grenzen gehen. Wie man auf sich achten, viel schaffen und dabei noch Spaß haben kann, lies hier.

Das kennt wohl jeder, vor Neu kommt Abriss – in diesem Fall von Tapeten. Da waren vielleicht Lagen an den Wänden… Die erforderten jede Menge Geduld und dass ist eigentlich nicht meine Stärke. Aber hier war es anders. Ich habe entdeckt, dass Tapeten abreißen mich total entschleunigt. Bahn um Bahn die Lagen abziehen – nichts weiter. Mein Kopf wurde so wunderbar frei dabei.

Dann habe ich meine Kleine eingeladen mitzumachen. Ich habe ein sehr verspieltes, neugieriges inneres Kind in mir. Wenn die mitmachen darf (freiwillig natürlich), dann wird es echt lustig. Ich habe also versucht mit der Neugier dieser Kleinen zu sehen, was hinter den Tapeten war. Hinter jeder Bahn steckte etwas Neues. Also ich war weder ärgerlich, als mir die halbe Wand entgegenkam, noch enttäuscht, als ich sah, dass an anderer Stelle drei weitere Lagen Tapeten auf mich warteten, die noch runter mussten von der Wand. Diese interessierte Haltung von „Mal sehen, was passiert, ich habe keine Ahnung.“ hat mich offen sein lassen und weiter bei der Sache gehalten.

Irgendwann habe ich dann doch Gedanken bemerkt, die anfingen zu werten. Meine Annahme war nämlich, dass die Menschen, die zuvor bereits renoviert haben, einfach immer drüber tapeziert haben. Ich weiß es natürlich nicht, aber dem Anschein nach gab es das Motto „Was ich nicht sehe, ist auch nicht da.“ Jedenfalls habe ich einige Stellen als voll gepfuscht empfunden. Meinem Bedürfnis nach Ästhetik haben sie jedenfalls nicht entsprochen.

Was ich aber total interessant fand, dass mich plötzlich viel mehr die Frage beschäftigte: „Klappt das denn mit dem Übertapezieren von Dingen, die wir nicht sehen wollen?“

Machen wir das nicht jeder irgendwann mal? Aber wenn sich schon unter Tapeten Wulste bilden, wie ist es denn erst bei uns Menschen?

Wie siehst du das? Kennst du auch Situationen, wo du lieber noch eine Schicht „drüber tapeziert hast“ (vielleicht würdest Du es anders nennen), als genau hinzuschauen, was gerade los ist?
Bei eigenen Gefühlen oder einem Gespräch mit einem Freund/einer Freundin oder deinem Job?
Nur, damit ist das Thema nicht weg, es ist nur ins Unterbewusste abgetaucht, wirkt aber trotzdem weiter. Beim nächsten Tapetenwechsel wird es aller Wahrscheinlichkeit wieder da sein. Es hilft meiner Meinung nach nur die Hinwendung zum Thema. In aller Liebe dir selbst gegenüber.

Der Tag war anstrengend mit all den körperlichen Arbeiten. Doch er hat mir reichlich neue Erkenntnisse gebracht und Spaß hatte ich auch dabei.

Achtsamkeit ist also eine ziemlich hilfreiche Haltung, die sogar beim Renovieren nützlich ist 😉

Wenn du mehr davon haben möchtest, dann komme doch einfach in eine meiner Gruppen.