Mensch im Stress; Wut; schwieriges Gefühl; Wut; Ärger; Stress

Das Lazarus Stress-Transaktionsmodell in Aktion

Stelle dir einmal vor, du hast einen für dich wichtigen Auftrag zu erfüllen und stellst fest, dass dir ein entscheidendes Werkzeug dafür fehlt. Was läuft dann für ein innerer Film bei dir ab?

Folgendes Szenario ist mir schon einmal selber passiert und bildet, wie ich finde, großartig das Stress-Transaktionsmodell nach Lazarus ab.

Ich bin kurz vor meinem Seminarort angekommen, eine Erwachsenen-Bildungsstätte in Wilhelmsburg. Ich selber wohne ca. 20 km entfernt. Heute habe ich mich entschieden die Bahn zu nehmen, denn das ist eindeutig gelassener als der Hamburger Berufsverkehr. Der Weg hierher war unauffällig und ich habe trotz der vielen Menschen um mich herum eine entspannte Fahrt gehabt. Ab und an sind meine Gedanken zum bevorstehenden Seminar geschwappt, doch die meiste Zeit habe ich einfach meinen Blick aus dem Fenster der S-Bahn schweifen lassen. So weit so gut.

Die Stress-Situation

Kurz vor Ankunft stelle ich fest, dass mein Schlüssel nicht in meiner Tasche ist. Erster Hitzeflash. Ich suche noch relativ gelassen in meiner Tasche, denn ich habe die Schlüssel IMMER dabei. 😉 Als ich den gesamten Inhalt auf dem Bürgersteig ausgebreitet sehe steht fest – dieses Mal nicht, denn der Schlüssel ist nicht zu sehen. Er muss also noch zu Hause liegen. Die zweite Hitzewelle steigt auf.

Wahrnehmungsfilter und Bewertungen

Im Stressmodell nach Lazarus würde es bedeuten, dass dieser Reiz meinen Wahrnehmungsfilter passiert hat und ich ihn eindeutig als „gefährlich“ einstufe. Mein Körper reagiert darauf umgehend – mir wird warm, ich schwitze und mein Puls geht schneller.

In meinem Kopf sortiere ich meine Ressourcen, denn die helfen mir, die Situation genauer einzuordnen. Denke ich, dass ich ausreichend Ressourcen habe, ist alles fein und ich beruhige mich wieder. Erlebe ich einen Mangel an Ressourcen, werde ich (noch mehr) Stress erleben.

Im Moment entspanne ich wieder, denn ich weiß, dass üblicherweise ein Büro um diese Zeit besetzt ist. Mir ist das zwar unangenehm mit dem Schlüssel, aber die haben sicher einen Ersatz. Als ich die Bürotür verschlossen vorfinde und mir diese Ressource nicht mehr zur Verfügung steht, kommt die nächste Stresswelle. Noch 40 Minuten bis Seminarbeginn. Was tun?

Eher hektisch suche ich jetzt in meiner Tasche nach dem Zettel mit den Notfall-Telefonnummern und finde ihn nicht. STOP! Hektik bringt mich hier gar nicht weiter. Erst einmal durchatmen. Dann breite ich zum zweiten Mal alle Sachen aus, diesmal auf dem Fußboden des Seminargebäudes. Ah, da ist er. Der Zettel mit den wichtigen Nummern, auf dem auch der Hausmeister zu finden ist. Erleichterung macht sich breit.

Die Coping-Strategie

Jetzt befinde ich mich in dem Teil des Lazarus-Modells, wo die Coping-Strategie gewählt wird. Meine erste, das Büro, hat nicht funktioniert, nun wähle ich eine andere externe Hilfe, den Hausmeister. Gleichzeitig wende ich ein kleines Werkzeug aus meinem Anti-Stress-Notfallkoffer an, nämlich das STOP-Schild. Das hilft, um die Gedanken im Zaum zu halten. Gleichzeitig fokussiere ich mich auf meinen Atem um mich selbst zu beruhigen.

Ich schätze die Anforderung jetzt als „zu bewältigen“ ein und ändere dadurch meinen Bezug zur Situation. Mein Mindset wechselt von „mangelnde Ressourcen“ zu „ausreichende Ressourcen“. Es wird wieder ganz ruhig in mir.

Am anderen Ende des Telefons höre ich einen etwas genervten Hausmeister (so meine Interpretation), der mir kurze Zeit später aber lächelnd mit einem Schlüssel entgegenkommt und aufschließt. Lächelt der mich jetzt an oder aus? Eine leichte Beschämung über meine Tollpatschigkeit macht sich breit. Ich entschließe mich, sie weiterziehen zu lassen. Scham ist für mich kein hilfreiches Konzept, erst recht nicht, wenn ich im Stress bin.

Nun sitze ich im Seminarraum, die Matten und Sitzkissen vor mir und die Situation klingt langsam in mir ab. Jetzt sammle ich mich noch mit einer Meditation, bevor ich die Seminarteilnehmer begrüße. Ich freue mich schon auf die gemeinsame Arbeitszeit.

Die letzte Phase im Transkationsmodell von Lazarus

Hier findet eine Evaluation statt. Meist kommt es dazu, dass im Anschluss ein Lernprozess stattfindet. Aber dafür gibt es keine Garantie. 😉 Wenn mir so etwas das nächste Mal passiert, was ich wirklich nicht hoffe, dann habe ich die positive Erfahrung gemacht, dass ich eine solche Situation bereits einmal bewältigt habe und noch am Leben bin. Einen Plan B hatte ich auch bereits im Kopf, es gab für mich die Alternative draußen zu arbeiten. Das tue ich ja durchaus öfter.

In Bezug auf Stress ist es für uns enorm wichtig, die Situation einzuordnen. Denn unsere Bewertung macht den Unterschied. Wir können uns also jederzeit fragen:

  1. Traue ich mir zu diese Situation allein zu bewältigen?
  2. Kann ich auf externe Hilfe vertrauen?
  3. Wenn beides nicht passt? Dann hilft Vertrauen. Egal, was passiert, ich werde gestärkt daraus hervorgehen.

Hast du auch Stress? Wünschst du dir Werkzeuge, wie du in akuten Situationen damit umgehen kannst? Möchtest du etwas verändern? Dann ist ein Achtsamkeitstraining vielleicht passend für dich. Lass uns gern persönlich miteinander sprechen. Vereinbare hier deinen Termin.