Frage nach Langeweile ruft meist zwei Reaktionen hervor:
„Wie kannst du nur so etwas fragen. Dafür ist gar keine Zeit. Ich weiß nicht, wo mir der Kopf steht und was ich zuerst machen soll.“
Oder
„Ja, ich gebe es ungern zu, aber mir ist manchmal langweilig. Ich weiß dann nicht so recht etwas mit mir anzufangen. Alle anderen um mich herum sehen so beschäftigt aus. Da kann es mir doch nicht langweilig sein.“
Langeweile bewerten wir oft negativ und es geht ein Gefühl wie Lustlosigkeit damit einher. Aber ich finde, es steckt auch etwas anderes drin, denn die Weile bedeutet erst einmal nur eine Zeitspanne von unbestimmter Dauer (laut Duden) und lange eben über einen längeren Zeitraum. Und die Zeit, die wird ja so oder so sehr subjektiv empfunden.
Wenn Du also die Möglichkeit hast, einen Zeitraum zu erleben, in dem du nichts tun musst und vielleicht nicht einmal weißt, was du tun kannst, dann versuche das nächste Mal diesen Zeitraum zu genießen – so kurz er auch sein mag.
Besinne dich mal zurück – wie oft ist dir in den letzten Tagen langweilig gewesen? In den letzten Wochen? In den letzten Monaten?
Wenn du jetzt eine Antwort hast, die gegen Null tendiert, dann überspringe den nachfolgenden Absatz und lies unten weiter.
Wenn du allerdings ein paar langweilige Momente gefunden hast, dann versetze dich mal in einen solchen Augenblick zurück. War das Gefühl der Langeweile irritierend für dich? Hast du dich nutzlos oder niedergeschlagen gefühlt in diesem Moment oder mit anderen Menschen verglichen, die gerade total beschäftigt waren? Dieser Zeitraum, diese Weile, wo du nichts zu tun hattest, wurde vielleicht von dir gleich mit Aktivitäten gefüllt. Oder zumindest mit den Gedanken daran, was du tun könntest. Oft bauen wir uns in unsere Zwischenräume schnell Aktivitäten, die uns dann von einem tieferen Kontakt mit uns selber abhalten. Die uns ablenken, ein bestimmtes Gefühl zu fühlen. Oder unsere Gedanken kreisen und beschäftigen uns ständig.
Wie wäre es denn, beim nächsten Anflug einer langen Weile einfach nur dazusitzen oder zu stehen? Lasse den Blick frei umherschweifen und beobachte das Kommen und Gehen deiner Gedanken und Gefühle. Sei ganz präsent in diesem Moment. Spüre, wie Entspannung sich im Körper einstellen darf. Denn es gibt gerade nichts zu tun.
Du kennst keine Langeweile und gehörst eher zu den Viel-Beschäftigten? Wenn du die Wahl hättest einen freien Zeitraum von, sagen wir mal 10 Minuten, geschenkt zu bekommen, würdest du ihn dann annehmen? Oder hast du Sorge, dass du die Dinge dann nicht mehr schaffst, nicht produktiv genug bist? Wäre es ungewohnt für dich, einmal 10 min nicht zu wissen, was zu tun ist? Hättest auch du den Wunsch, diese Leere gleich auszufüllen?
Das Ungewohnte einmal auszutesten und auch auszuhalten ist eine super Möglichkeit neue Schienen zu legen, um alte Gewohnheiten zu ändern und dem Autopiloten Einhalt zu bieten. Schenke dir doch mal 10 Minuten ganz bewusst Zeit für eine Tasse Tee oder etwas anderes. Statt sie nebenbei zu trinken, beobachte deine Wahrnehmungen, spüre deine Impulse und Gedanken, ohne diesen zu folgen. Wenn dir das lang erscheint, erlaube dir einfach für nur 10 Atemzüge aus dem Fenster zu schauen. Denn es gibt gerade nichts zu tun.
Freie Zeiträume in unserem Leben erscheinen kostbar. Zeiträume, in denen nichts passieren muss, aber alles entstehen kann. Vielleicht trägt ein Gefühl der Langeweile auch Fragen in sich, wie:
Was möchte ich mit der mir zur Verfügung stehenden Zeit wirklich anfangen?
Was erfüllt mich mit Sinn?
Oder es entsteht aus einem solchen Raum heraus Kreativität. Denn jetzt ist sie nicht an Leistung oder ein Ergebnis gekoppelt.
Egal, zu welcher Welt du dich derzeit zählst – umarme deine freien Momente. Du gewinnst sicher irgendeine Art persönlicher Erkenntnis, die dein Leben bereichert. Lasse das nächste Mal die Langeweile zu, wenn sie da ist oder schaffe dir aktiv einen Zwischenraum, der nicht mit einer Aktivität angefüllt ist. Das Smartphone liegt ganz weit weg von Dir, der Laptop ist im Ruhemodus und auch die Musik ist aus. Und jetzt erforsche neugierig, was passiert…
„Go for the Langeweile!“ 🙂