Du kannst die Wellen des Lebens nicht aufhalten, aber Du kannst lernen, sie zu surfen. In MBSR-Kursen ist dies ein viel zitierter Spruch. Was ist damit eigentlich gemeint?
Mir kommen da als „Wasserratte“ (ja, so wurde ich früher liebevoll genannt 😉 ) sofort einige maritime Geschichten und Bilder.
Meditation und die Wellen des Lebens
Eine Meditation am Meer ist eine der besten Sachen, die es für mich gibt. Am liebsten in den Sonnenaufgang hinein. Es gibt nicht so viele Frühaufsteher, aber viele Menschen, die den Sonnenuntergang betrachten wollen. Ich mag es ganz gern auch mal allein zu sein. Würde mich jemand fragen: „Party oder Meer?“, entscheide ich mich für Letzteres. Ein Lagerfeuer am Meer hingegen… 😉 Aber ich schweife ab.
In diesen Momenten also, wo ich dort sitze und dem Sonnenaufgang entgegen meditiere, fühle ich mich eins mit der Wellenbewegung. Ich höre sie, na klar. Und es gibt noch eine Bewegung in mir, die ich fühlen kann – Wellen, die kommen und gehen.
Mal sind es Wellen von Gedanken, die auf mich einströmen, mal sind es Körperempfindungen, die in Wellen kommen, sich aufbauen und wieder abebben. Nichts bleibt, alles ist in Bewegung. Selbst bei starken Gefühlen bemerke ich das. Sie rütteln zwar mit aller Kraft an meinem Fundament, aber wenn ich nichts weiter tue und sie zulasse, fließen sie durch mich hindurch. Das kann sich mal wie eine kurze oder eine längere Zeitspanne anfühlen. Gewiss ist, dass die Welle wieder abebbt.
Wie nimmst Du die Wellen des Lebens wahr? Welche Orte sind für Dich besonders dafür geeignet?
Inmitten einer starken Gefühlswelle ist es hilfreich, mich einmal mehr mit meiner Basis zu verbinden, meinem Körper. Zu bemerken, dass ich bin. Mich spüren und wissen in diesem Moment bin ich anwesend, denn ich sitze hier und das kann ich bemerken. Gedanken und Gefühle sind flüchtig, doch bis der Körper sich verflüchtigt, dauert es. Das werde ich wohl kaum an diesem Morgen am Meeresstrand erleben. Was ich erlebe, ist meine Präsenz, die Lebendigkeit und den wunderschönen Sonnenaufgang. Und gleich stecke ich meine Zehen in den Sand. 😊
Kommt Stress auch in Wellen?
In meiner Erfahrung, ja. Es gibt einen Auslöser, der die Welle in Gang setzt und dann können wir sie quasi schon heranrollen hören, wenn wir aufmerksam sind. Wie hoch allerdings die Welle ist oder wie lange sie ihre Kraft hält, bevor sie wieder abebbt, das ist von vielen Umständen abhängig, inneren wie äußeren.
Wie stehen wir fest auf den Füßen, auch wenn die Wellen hochschlagen?
Die Gedanken tragen uns schnell in Schreckensszenarien oder Träumerei. Manchmal kommt uns das Hier & Jetzt abhanden. Wir können uns aber auch den Wellen des Lebens stellen und bemerken „Aha, so ist das gerade.“ Oder „Das passiert gerade.“ Oder „Da ist…“ (z. B. einen Gedanken benennen). Das lässt uns offen sein für das, was geschieht, ohne in virtuelle Gedankenwelten davongetragen zu werden. Diese Haltung macht es uns einfacher in Balance zu bleiben oder sie wiederzufinden, wenn sie weggespült wurde.
Wie kommen wir wieder zur Ruhe?
Das ist eine sehr individuelle Sache. Am besten probierst Du aus, was Dir hilft Deine Ruhe wiederzufinden. Manchmal ist das erst eine Aktivität, wie z. B. Sport, um das Adrenalin im Körper abzubauen. Oder Du lässt alles stehen und liegen und sorgst äußerlich schon einmal für weniger Aufregung. Ein Hobby hilft bei der Fokussierung auf eine Sache und lässt alles andere in den Hintergrund treten.
Mit etwas Übung kannst Du auch in meterhohen Wellen gelassen bleiben, sie surfen und danach ganz in Ruhe einen Mocktail schlürfen und merken, wie Dein Körper sich gerade anfühlt und ihm dann beim Kraft tanken zusehen.
Erkenntnisse über (Stress-)Wellen
Ich habe übrigens während meines Surflehrgangs im letzten Jahr Parallelen gefunden und noch eine Erkenntnis mitgebracht:
Die Wellen interessieren sich überhaupt nicht für mein Befinden. Ob sie gerade passen oder nicht, ob ich eine Erholung brauche, stärkere Wellen oder schwächere, das interessiert die Wellen einfach nicht. Sie kommen und gehen in ihrem Rhythmus. Sie tragen mich und bringen mich ein Stück des Weges weiter oder sie reißen an meinen Füßen und bringen mich aus dem Gleichgewicht, weil sie so stark sind.
Ich bin noch immer sehr glücklich, dass ich mich in dieses Abenteuer gewagt habe. Das Grinsen geht mir kaum aus dem Gesicht. Und was ist das Leben mehr als auch ein Abenteuer? 😊
Wir können die Wellen des Lebens nicht stoppen. Sie werden uns weiterhin begleiten. Aber wir können unsere Fertigkeiten trainieren damit umzugehen.
Wenn Du Dir in diesem wilden Leben etwas mehr Klarheit für Dich möchtest oder eine Reisebegleitung brauchst, melde Dich gern. Hier kannst Du Dir gern Dein 20-minütiges, kostenfreie Vorgespräch buchen.