Ich erinnere mich noch sehr gut an meine Zeit als Vollzeit-Angestellte und alleinerziehende Mutter. Da war ständig so eine Unruhe in mir, ob ich an alles gedacht habe, bloß nicht das Kind vernachlässige und gleichzeitig die volle Leistung im Job abliefere. Das war das Minimum, versteht sich. Kennst du auch so eine Unruhe? Als Elternteil auf mehreren Gebieten gleichzeitig den Hut aufzuhaben und verantwortlich zu sein?
Es fühlte sich manchmal so an, als würde ich einen wilden Tiger zähmen wollen, der rastlos hinter seinem Gitter hin und her läuft, jederzeit bereit auszubrechen. Ich bemühte mich ums Zusammenhalten der Kräfte. Kontrolle um jeden Preis. Das war echt anstrengend.
Mein ganzer Tag war durchgetaktet: Der Job, der Einkauf, frisch und gesund kochen, Kreativzeit mit dem Kind, bei Hausaufgaben helfen, um die Mutter kümmern, Freunde berücksichtigen, Sport und so weiter. Schon während ich das schreibe, werde ich wieder ganz unruhig. Wie habe ich bloß solche Erwartungen an mich haben können? Kein Wunder, dass ich angespannt und ungeduldig war. Es gab keine Zwischenräume und Zeit, um einfach nur mal „Dumdidum“ zu sagen.
Meine Gegenmaßnahme war erst einmal die bereits bekannte Leistungsstrategie weiterzuführen, um in die gewünschte Balance zu kommen. Ich ging also regelmäßig joggen, bis zu 6 Mal pro Woche und min 45 min. bis mein Körper mir die Rote Karte zeigte. Ich hatte einen Bandscheibenvorfall. Bewegung war erst einmal kaum möglich. Das Positive daran war, dass ich mir endlich mehr zuhörte. Ich wollte nicht so sehr leisten müssen. Also begann ich mit Qi Gong und bemerkte wie eine Sanftheit in meinen Körper kam, die sich wunderbar anfühlte. Später kam Achtsamkeitsmeditation und MBSR dazu. Da beruhigte sich auch mein Geist immer mehr. Beides berührte mein Herz auf einer tiefen Ebene und macht aus meinem Leistungstiger ein freundliches Kätzchen. Zumindest meistens.
Wenn der Tiger doch noch mal erwacht, habe ich heute andere Möglichkeiten als die Peitsche.
Meine 3 Schritte zur Deeskalation in stressreichen Situationen.
Schritt 1 – ein kurzer Achtsamkeitshack
Der bringt dich wieder in diesen Moment. Du gehst dort sozusagen vor Anker, um nicht in der Zukunft oder Vergangenheit hin- und herzusegeln. Auch wenn dieser Moment vielleicht nicht gerade angenehm ist, der Verstand kann sich noch viel Unangenehmeres ausdenken.
Für eine kurze Achtsamkeitsübung empfehle ich bewusstes Gehen, Atmen oder sich hingebungsvoll eine Tasse Tee zuzubereiten und zu trinken. Jedes dieser kleinen Rituale dauert nicht länger als ein paar Minuten, lässt uns innehalten und uns sammeln. Wir sind ja jetzt ganz bei dieser Sache, die in diesem Moment geschieht. So treten wir aus unserem Drama heraus.
Schritt 2 – sprich mit dir
Mag sich vielleicht seltsam anhören, aber wir führen so oder so den ganzen Tag über einen inneren Dialog. Meist mehr oder weniger unbewusst.
Ein klares „Stopp“ in Gedanken oder auch laut ausgesprochen ist absolut hilfreich. Oder du lässt ein Stoppschild im Kopf auftauchen. Unser Gehirn liebt Bilder und verbindet sich damit liebend gern. Alternativ schickst Du die Gedanken auch einfach vor die Tür und sicherst ihnen zu, dass du dich später wieder um sie kümmern wirst. Suche dir einfach eine Sache aus, die dich spontan anspricht und probiere sie aus. Wichtig dabei ist, dass du das Ruder in der Hand hältst, nicht dein Geist, der ständig neue Gedanken produziert. Die wollen dich nur aus dem jetzigen Augenblick ziehen.
Schritt 3 – in die Natur gehen
Du bringst dich in eine andere Umgebung und vor allem in Bewegung. Denn darin hat dieses stressige Gefühl die Möglichkeit aus dir herauszufließen. Am besten ist die Nähe zur Natur. Ein Park, ein kleiner See oder auch ein Grünstreifen zwischen Häusern können sehr hilfreich sein und beruhigend auf uns einwirken. Die Augen einfach mal zwischen den Bäumen, Sträuchern und grünen Flächen umherschweifen lassen. Die frische Luft tief in die Lungen lassen und mit jedem Ausatemzug alles Verbrauchte bewusst abfließen lassen. Auch nicht mehr Benötigtes, wie z. B. überflüssige Gedanken oder festsitzende Gefühle, am besten gleich mit raus schicken. Dann atme neuen Sauerstoff, also neue Energie für deinen Körper, wieder ein.
Spätestens bei Schritt Nummer drei bemerke ich die Schönheit um mich herum. Das sind mitunter ganz kleine Dinge, wie ein schön gewachsener Baum oder eine tolle Laubfärbung. Oder ich bemerke, wie meine Lungen ganz groß werden und sich mein Körper weitet – ein angenehmes Gefühl. Das fühlt sich in jedem Fall weniger eng an als in einem Tigerkäfig. Die Schritte scheinen banal, doch oft fällt es uns super schwer mal einen Schritt aus dem Gewohnten herauszutreten.
Wenn auch du bemerkst, dass du in einem Käfig gefangen bist und nur wenig brauchst, um zu fauchen. Wenn du Ungeduld und getrieben sein spürst, dann sollten wir uns sprechen. In einem Coaching gehen wir ganz auf deine Themen ein und finden eine individuelle Herangehensweise für das Erreichen deiner Wünsche.