Um Stille zu finden, gehe ich oft an meinen Lieblingsplatz am Deich. Dann sitze ich einfach nur da und genieße. Das Kreischen der Möwen über mir, das Meer vor mir. Manchmal blökt noch ein Schaf. Dieser Ort beruhigt mich ungemein.
Das klingt jetzt vielleicht ziemlich romantisch, aber ich war schon immer ein Kind des Meeres. Ich glaube, jeder Mensch hat einen Ort, der ihn zur Ruhe kommen lässt. Wo es ok ist, einfach so zu sein, wie man gerade ist. Einen Ort, der einen auffängt.
Ich erlebe solche Momente manchmal wie ein Rendezvous mit mir selbst. Plötzlich ist die Neugier wieder da, welchen Teil von mir ich denn heute antreffe.
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Wie nimmt man Stille wahr?
Darüber habe ich schon öfter nachgedacht und immer wieder in mich hineingelauscht. Irgendwas ist ja immer da an Geräuschen. Selbst, wenn es um einen herum ganz still ist – und wer sitzt schon in einem schalldichten Raum – kommen Geräusche aus dem Inneren in unser Bewusstsein und werden immer lauter. Z. B. ein Magengrummeln oder Pfeifen im Ohr. Aber dann, wenn all das in den Hintergrund treten darf, am Grund des eigenen Inneren, dann ist sie da. Und sie ist ziemlich scheu.
Wir hören immer. Unsere Ohren sind dazu gemacht Geräusche wahrzunehmen und diese einzuordnen in bedrohlich oder ungefährlich. Ich habe immer Rehe vor Augen, wie sie ihre Ohren spitzen und in alle Richtungen drehen, um Gefahren zu identifizieren. Glücklicherweise haben wir keine Ohren wie die Rehe, das sehe komisch aus. Aber wir sind auch die ganze Zeit am Scannen unserer Umgebung und verarbeiten der eintreffenden Informationen. Daraus bastelt sich das Gehirn seine Welt. Wirklich Ruhe im Kopf ist ein seltenes Geschenk.
Zwischen den Geräuschen
Mit unseren Sinnen können wir sehr gut Gegensätze wahrnehmen. Unsere Augen gewöhnen sich z. B. an die Dunkelheit, das original thailändische Curry schmeckt nicht mehr so scharf nach den ersten Löffeln und so sind Geräusche auch nicht mehr so laut, wenn sie regelmäßig da sind. Die Stille liegt also irgendwo zwischen den Geräuschen. Laut neuesten Forschungen nimmt unser Ohr diese Stille aktiv auf, es verfällt also nicht in einen passiven Modus. Vieles deutet darauf hin, dass wir die Ohren nicht „abschalten“ können, wie z. B. beim Sehsinn, wo wir die Augen schließen und damit die Eindrücke von außen stoppen können.
Umso wichtiger, dass wir für dieses Sinnesorgan gut sorgen. Wenn wir genug haben von der lauten Welt um uns herum, begeben uns manchmal auch an besondere Orte, um mehr Gelassenheit im Geist und auch im Herzen zu bekommen. Wir gehen z. B. in eine Kirche zur Kontemplation, in ein Kloster zum Retreat, auf einen Berg, ans Meer oder sogar in die Wüste. Letzteres werde ich übrigens in Kürze als zweiwöchiges Retreat tun und ich bin gespannt, wie sich Stille dort anhört.
Finde deine eigene Melodie
Ohne den Lärm und den ganzen Schnickschnack, der einen ablenkt, findet man bestenfalls sich selbst. Man findet so etwas wie die eigene Melodie in sich. Die ist nicht unbedingt laut und braucht daher eine extra Portion Aufmerksamkeit. Dieser innere Klang ist wie eine Signatur. Nicht vergleichbar mit anderen Signaturen. Er ist einzigartig. Und wie oft sind wir am Vergleichen. Sehen das, was fehlt. Doch wenn wir in Kontakt mit unserem inneren Klang kommen, dann gibt uns das Kraft. Dann haben wir die Möglichkeit unseren eigenen Zauber zu entdecken.
Dafür braucht es auch mal die Stille im Außen. Zumindest für den Anfang ist ein ruhiges Plätzchen hilfreich, um sich selbst besser zu spüren. Außerdem braucht es die aktive Hinwendung zu sich selbst. Das erfordert Mut und Neugier. Und dann alles, wirklich alles, mit dem man dann in Kontakt kommt, willkommen heißen. Genau das ist der Augenblick, in dem du bist. Radikale Idee, oder? 😉
Wie sorgst du für Ruhe im Kopf? Vereinbarst du mit dir Zeiten der Stille oder ist immer etwas an – ein Podcast, ein Hörbuch, ein Film oder Musik? Wenn es im Außen still ist, was passiert in deinem Inneren?
Zur Ruhe kommenStille beunruhigt auch manchmal
Naja, ehrlich gesagt, nicht immer empfindet man dieses Geschenk der Stille und des Spürens sofort als wunderbar. Ich möchte hier nichts beschönigen. Es kann einen auch irgendwie beunruhigen, denn vielleicht ist dieser Moment gerade ein verzweifelter, ein angespannter, ein trauriger oder ein einsamer. Da ist die Beschäftigung mit etwas, was uns ablenkt, viel einfacher.
Und doch, auch schwere Momente gehören zu unserem Leben dazu. Wissend, dass sie vorübergehen und darauf vertrauend, dass in uns immer unsere einzigartige Melodie schwingt, die uns erfüllt und trägt.
Überhaupt, in unserem geräuschvollen Alltag geht die Stille so oft verloren und wir sind sie so wenig gewohnt, dass es uns ganz komisch vorkommt, wenn uns keine Geräusche umgeben. Ein erstes, leichtes Unwohlsein mit stillen Momenten ist also völlig normal. 😉 Überhaupt dieses sich so sein lassen. Wenn wir uns das selbst etwas mehr erlauben, dann können wir es auch mal einen Moment dem Rest der Welt erlauben. Dann müssen wir nichts richten, nichts erzwingen, kein Ziel verfolgen, außer vielleicht ganz anwesend zu sein. Mit all unseren Sinnen. Das würde schon viel helfen.
5 gute Gründe für mehr Momente der Stille im Leben:
- Erholung
Das Nervensystem darf jetzt zur Ruhe kommen. Vom alarmierten Sympathikus-Zustand schaltest du jetzt auf einen entspannten Parasympathikus-Zustand um. Deine Regeneration darf beginnen. - Konzentration
In einer stillen Umgebung können wir uns besser konzentrieren. Wir müssen nicht so viele Reize gleichzeitig verarbeiten und können unsere ganze Aufmerksamkeit voll auf eine Sache ausrichten. - Perspektivwechsel
Erlebtes darf sich sortieren. Mit der Möglichkeit der Auseinandersetzung können wir mehrere Möglichkeiten in uns aufsteigen lassen und sie gefahrlos von allen Seiten beleuchten. Vielleicht sehen wir dann Dinge anders als aus der Fahrt mit unserem Autopiloten. - Geduld, Gelassenheit und verbesserte Gesundheit
In Ruhephasen erlaubst du deinem Körper Stresshormone abzubauen. Bei andauerndem Stress schütten wir Cortisol in unsere Blutbahnen, und dass löst eine Menge an Stressreaktionen im Körper aus.
Wenn wir zur Ruhe kommen, profitiert davon nicht nur der Körper, weil er jetzt die Chance bekommt diese Hormone abzubauen, sondern auch unser oft so angespannter Geist. Dann, wieder im Alltag, lässt du dich nicht mehr so leicht „aus der Ruhe bringen“. - Eigener Rhythmus
Es ist so wichtig, so oft es geht im eigenen Rhythmus zu schwingen. Plötzlich tauchen Themen, Ideen, Wünsche und Fragestellungen, die vorher wenig Platz hatten. Ohne Hetze hast du jetzt die Gelegenheit dich damit auseinanderzusetzen. Was für ein Geschenk.
Du wünschst dir Momente der Stille und mehr Ruhe in deinem Kopf? Dann komm doch mal schnuppern in meine kostenfreien „Kopffreiräume“ – Abende. Oder buche dir ein Kennenlerngespräch von 20 Minuten und wir schauen, ob ein 1:1-Coaching das Richtige für dich ist.
Und jetzt gehe ich lauschen. 😊