Mit 50 war das schon eine echte Challenge. Würde ich das heute noch einmal tun? Klares JAAAAA!
Ich weiß noch wie heute, als ich damals mein Bewerbungsgespräch bei EXEO e.V. in Lübeck hatte. Nach der Theorie ging es sofort in die Praxis. Ich musste von einer 7m hohen Leiter springen. Dieser „Leitersprung“ wird natürlich von anderen Personen gesichert, doch mir war auch etwas mulmig, als ich die Leiter emporgeklettert bin. Am schwierigsten habe ich das Aufrichten und die anschließende 180°-Drehung auf der kleinen Plattform ganz oben empfunden. Aber dann folgten: Stolz – Freiheit – unendliche Freude.
Es braucht schon etwas Mut, den Schritt über die Plattform hinaus zu wagen und voller Vertrauen in die Tiefe zu springen und sich in die Hände der Kolleg:innen zu begeben. In meinem Fall sogar der zukünftigen Kolleg:innen, die ich noch gar nicht kannte. Doch es fühlte sich so stimmig an, dass ich gleich noch einmal gesprungen bin.
Danach gab es für mich kein Halten mehr. Ich wollte unbedingt ein Praktikum dort machen und noch mehr springen. Ich wollte Abenteuer, Natur und Teamgeist erleben. Mich interessierte die Technik der sicheren Aufbauten, die Ausrüstung und die überaus abwechslungsreiche Arbeit mit Gruppen.. Das war ein super Gesamtpaket für mich.
Die Jahre nach meiner Ausbildung zur Erlebnispädagogin und Outdoor-Trainerin bei der EXEO GmbH möchte ich nicht missen.
Herausforderungen meistern
Auch heute, mit 60, klettere ich gern noch, allerdings ohne die ganze Ausrüstung und an einer Wand – ich gehe jetzt Bouldern.
Es gibt Teilnehmende, für die ist die Aufgabe von einer Leiter zu springen, eine echte Herausforderung. Klar, zum einen wegen der Höhe an sich, zum anderen aber auch wegen der Instabilität, denn es kann zuweilen ziemlich wackelig werden auf der Plattform.
In dieser Übung ist mir aufgefallen, dass die Teilnehmenden vorwiegend mit drei Schwierigkeiten kämpfen:
- Das Kopfkino
Wenn man unten an der Leiter steht und nach oben schaut, sieht die Plattform am Ende unendlich weit weg aus. In unserem Kopf spielen wir schon mal einige Szenarien durch, die weit über eine Risikoabwägung hinausgehen: „Wie soll diese wackelige Angelegenheit überhaupt funktionieren?“, „Was, wenn die Seile nicht halten?“, „Hier kann ich mir beide Beine brechen.“ usw. - Das Aufrichten auf der Plattform
Hier geht es um Gleichgewicht, Stabilität und Ruhe bewahren. - Der Schritt zum Sprung
Der braucht Mut, Entschlusskraft und Vertrauen.
Ein mehr oder weniger starkes Kopfkino hatten alle, als sie zum ersten Mal die Höhe der Leiter vollumfänglich wahrgenommen haben. Aber niemand schien gleichzeitig die beiden anderen Schwierigkeiten zu haben, sondern die Teilnehmenden gehörten entweder zu der Gruppe „sich aufrichten“ oder die Gruppe „springen“, wenn sie Schwierigkeiten mit dieser Aufgabe hatten.
Ich habe mich gefragt, ob das auf die Lebens- und Arbeitssituation übertragen werde kann. Hier meine Überlegungen dazu:
Aufrichten
Für mich hat das die Bedeutung von „zu sich stehen“ und „einen Standpunkt einnehmen“, unabhängig von einem Rahmen, denn den gibt es dort oben nicht. Übertragen in unseren Alltag könnte ein Rahmen z.B. Regeln, Anweisungen einer Führungskraft oder ein Gruppen-Kodex sein. Wenn man auf dieser Plattform, allein in 7m Höhe steht, gibt es so etwas nicht. Es gilt, sich aus sich selbst heraus aufzurichten.
Je zentrierter du bist und in dir ruhst, desto stabiler ist die Leiter. Je mehr dir die Beine zittern, desto mehr überträgt sich diese Schwingung auf die ganze Leiter. Und die kann auch ein Sinnbild für deinen Arbeitsplatz, deine Beziehung oder etwas anderes sein, was dich gerade beschäftigt. Wie sehr zeigst du dich? Wie sicher stehst du – auch bei Gegenwind und ohne Geländer?
Eine interessante Frage in diesem Zusammenhang: Wie ist das Vertrauen in dich selbst?
Springen
Hier gilt es einen beherzten ersten Schritt nach vorn zu tun – ins Leere. Dies erfordert eine bewusste Entscheidung, die Konsequenzen haben wird. Du lässt Bekanntes los und vertraust dich dem Unbekanntem an. Vertraust du den Sichernden, die unten stehen? Dem Material? Gibt es bei dir ein Bild von „wenn ich mich fallen lasse, werde ich aufgefangen“ oder eher nicht? Und woher kennst du solche Gedanken auch in deinem Alltag? Wie oft springst du mit ungewissem Ausgang in ein neues Geschehen und vertraust einfach darauf, dass die getroffene Entscheidung zu deinem Besten ist?
Hier kann die Frage lauten: Wie ist dein Vertrauen in die Welt?
Ich bin die Leiter inzwischen viele Male hochgegangen und immer wieder gesprungen. Jedes Mal mit Respekt vor der Übung und Dankbarkeit meinen Kolleg:innen gegenüber.
Schritt für Schritt ins Vertrauen
Oft gebe ich den Teilnehmenden Bilder oder Fragen mit auf dem Weg nach oben, wie z.B.:
- Jede Stufe ist ein besonderer Meilenstein in meinem jetzigen Projekt
- Mit jeder Stufe benenne ich eine Ressource, auf die ich zurückgreifen kann
- Was schaffe ich heute? Und wo ist mein Limit?
- Welches Geschenk liegt auf der Plattform für mich bereit?
Wie sieht deine eigene Leiter aus? Und wie wäre das für dich dort hinaufzugehen? Welcher Angst müsstest du dich stellen? Welches Geschenk darfst du auspacken? Und zum Abschluss stell dir einfach vor, du hast es geschafft…
Wenn du Lust hast dem Abenteuer des Lebens nachzugehen und mehr über dich erfahren möchtest, bin ich gern an deiner Seite. Ein 1:1-Coaching kann viel bewirken.
Hier kannst du ein kostenfreies Kennenlerngespräch mit mir vereinbaren:
Wenn du denkst, dass ein Outdoor-Training für dich und dein Team interessant sein könnte, melde dich gern. Es muss ja nicht unbedingt ein Leitersprung sein. Mit passenden Elementen für euer Thema können wir den Rahmen eines alltäglichen Seminarsettings verlassen und frische Ideen generieren. Hier geht es zu meiner Unternehmensseite.
(Überarbeitete Fassung vom 18.04.2025)