„Was würde passieren, wenn wir das Wissen abschaffen?“ Diese Frage schwamm mir heute morgen in einem Artikel im Netz vorbei. Das hat mich neugierig gemacht.
Das Wissen abschaffen. Da würde doch etwas fehlen, oder?
Gemeint hatte der Autor, dass er sich oft so unwissend fühle, wenn andere Menschen ihm erzählen, wie er etwas zu tun und zu machen hätte, ihm also sagen, wo es lang geht. Das konnte ich gut nachvollziehen. Was für dich stimmt, muss für mich noch lange nicht stimmen.
„Die Anderen“, das sind z. B. Familie, Freunde, Gurus, Trainer und Experten jeglicher Art. Sie sind die vermeintlich Wissenden, die Ihre Tipps (oft auch ungefragt) an uns weitergeben. Das macht das Gegenüber zu Unwissenden. So weit, so sehr Dualität (das eine und das andere).
Wenn wir jedoch in die Bewertung gehen und Wissen für besser und Unwissen als schlechter empfinden, dann macht das etwas mit uns. Wir fühlen uns vielleicht an die Schulzeit erinnert, wo wir vorn an der Tafel standen und etwas nicht wussten. Ich glaube, so eine Situation hat wohl jede/r von uns schon einmal durchgemacht. Oder wir empfinden uns als dümmer, weil wir darauf doch nun selber hätten kommen können. Dann schimpfen wir womöglich noch mit uns, was die Sache auch nicht besser macht. Eher das Gegenteil ist der Fall, wir machen uns kleiner. Das fühlen wir oft auch körperlich und ziehen uns zusammen. Wenn uns Fehler passieren, dann haben wir oft einen Kommentar bereit wie: „Das hätte ich besser wissen müssen.“ Wie denn, wenn du etwas zum ersten Mal machst?
Wissen hat für mich dort seine Grenze, wo es um Erfahrung geht.
In der Erfahrung geht es nämlich von der Theorie in die Praxis.
In der Achtsamkeit gibt es eine innere Haltung von Nicht-Wissen, die sehr hilfreich ist. Man kann sich das so vorstellen, dass wir zum Beispiel in einer Meditation den Atem beobachten und nicht wissen, wie der nächste Atemzug aussehen wird. Oder der Fokus liegt auf Geräuschen und wir wissen nicht, was der nächste Ton sein wird. Wir erfahren also von Moment zu Moment, dass wir nicht wissen, was geschehen wird.
Warum sollte man das tun?
Diese innere Haltung öffnet den Raum für das, was in diesem Augenblick passiert. Wir wissen nicht, wie der nächste Moment aussehen wird und das ist auch ok so. Alles, was sich zeigt, ist willkommen. Das Bemühen um das Wissen des Zukünftigen lässt nach, und dass wiederum entspannt ungemein. Wenn da nicht diese Suche nach Sicherheit und Kontrolle wäre…. Aber das ist ein anderer Aspekt, auf den ich einmal an anderer Stelle eingehen möchte.
Übertragen in den Alltag können wir mit einer Haltung von Nicht-Wissen zum Beispiel anderen Menschen interessiert in Gesprächen begegnen und bräuchten nicht mehr ihre Sätze ergänzen oder ihnen ins Wort fallen. Ein Gespräch dürfte entstehen.
Wenn wir uns Nicht-Wissen erlauben, dann wird ein Raum für vielfältige Erfahrungen geschaffen und das macht jeden von uns zu einem Experten für sich selbst. Menschen würden sich kompetenter und selbstbewusster fühlen.
Mit dieser inneren Haltung würden wir wahrscheinlich neugieriger und ergebnisoffener in Begegnungen gehen, mehr fragen, statt vorschlagen, uns auf das Abenteuer Leben mit mehr Gelassenheit einlassen können.
Sicher bin ich mir da nicht, aber ich mag aber diese Idee. 🙂