Bereit zum Einsatz - Der Sympathikus

Das vegetative Nervensystem und seine Beteiligung am Stress

Sympathikus – Kompliment oder nicht?

Wenn Dir jemand sagt „Du bist ja ein Sympathikus“, dann frage das nächste Mal ruhig nach, wie das gemeint ist. Warum? Es könnte vielleicht nicht als Kompliment gedacht sein 😉

Sympathisch zu wirken, das wünschen sich wahrscheinlich viele Menschen. Gehörst Du auch dazu? Sympathie baut Brücken und macht es uns leicht auf andere zuzugehen. Beziehungen knüpfen wir gern mit Menschen, die uns sympathisch erscheinen.

 

Wie ist denn jetzt der Ausdruck „Sympathikus“ im Zusammenhang mit Stress zu verstehen?

Das ist ein Begriff für einen Teil unseres autonomen vegetativen Nervensystems, kurz VNS genannt. Wohlgemerkt, die Betonung liegt auf autonom, also selbstständig.

Dieser Teil des VNS ist meist schnell in Aufregung zu versetzen und bleibt durchaus nervös und angespannt, wenn er keine Ruhe bekommt. In Zeiten von hoher Impulsdichte, ständigen Reizen und großer Informationsflut kannst du dir vorstellen, wie es ihm geht, oder? Aber ich möchte den Sympathikus jetzt nicht schlecht machen. Seine hohe Reaktivität ermöglicht es uns auch, Gefahren in Sekundenschnelle zu erfassen und zu reagieren. Dann stellt er uns eine Menge an Energie zur Verfügung für Flucht oder Kampf.

 

Was passiert, wenn der Sympathikus die Regie übernimmt?

Der sympathische Strang unseres vegetativen Nervensystems verschafft sich direkte Kontrolle über einige Organe, um sie bereit zu machen für die erhöhten Anforderungen, die dieser nervöse Geist erwartet. Zum Beispiel erhöht er den Herzschlag, die Atemfrequenz und lässt unsere Muskeln anspannen. Das ist besonders hilfreich, wenn du Sport machst oder nachts allein in einem dunklen Viertel deiner Stadt umherstromerst, aber im Alltag oft auch hinderlich, weil er eine Dauerbereitschaft zur Höchstleistung signalisiert. Das kostet viel Kraft und vernebelt den Blick auf die Realität. Oftmals machen unsere Gedanken mehr aus einer Situation, als sie gerade wirklich hergibt.

Ein Meeting mit der Projektgruppe, ein Jahresgespräch bei der Chefin, ein Stau, in dem du gerade steckst (und damit übrigens selbst mit verursachst…) oder die fehlende Milch für den Kaffee sind noch kein Grund in den Überlebensmodus zu schalten. Das findet dann nämlich statt. Im Überlebensmodus zielt alles auf schnelle Reaktion und höhere Leistungsfähigkeit ab, denn vielleicht musst du gleich kämpfen oder wegrennen. Wirklich? Oder gibt es da auch noch ein paar Verstärker in dir, die suggerieren, dass dies der einzige Weg ist? Kurzes ein- und ausatmen und so innehalten hilft da oft ungemein.

 

Was passiert auf körperlicher Ebene, wenn ich in Stress gerate?

Wenn wir uns unser vegetatives Nervensystem anschauen, dann sehen wir, dass der stressrelevante Teil direkt aus dem Rückenmark in den Körper sendet. Über Nervenbahnen leitet er seine Signale hin zu einer Ansammlung von Nervenzellen, die dann weitersenden in die entsprechenden Organe. Ziemlich clever, gebündelte Informationen über einen Übersetzer hinauszuschicken. In Nanosekundenschnelle wird entschieden, welcher Botenstoff ausgeschieden wird und in welche Richtung unser Körper marschieren soll. Und ist es nicht interessant, dass all diese Vorgänge fast unbemerkt von unserem Bewusstsein ablaufen? Wir merken den Stress oft erst, wenn wir schwitzen, einen roten Kopf bekommen oder die Zähne zusammenbeißen. Und auch das ist nicht sicher.

 

Was also tun, wenn der Sympathikus aktiv ist?

Die gute Nachricht ist – er hat einen Gegenspieler, den Parasympathikus. Und den können wir stark machen. Wie das geht, kannst du in meinem folgenden Blog lesen.

Wenn du beim nächsten Mal bemerkst, wie sich alles in dir anspannt, dann hilft erst einmal ein tiefer Atemzug, bei dem der Aus-Atem länger ist als der Ein-Atem. Das signalisiert nämlich unserem Körper, dass die Gefahr vorbei ist. So unterbrichst du auf schnelle und effektive Weise den Reiz-Reaktions-Mechanismus.

Wenn du zu diesem Thema noch ein kurzes Erklär-Video sehen möchtest, dann empfehle ich dieses hier: https://studyflix.de/biologie/sympathikus-2767

Achtsamkeitsmeditation

Wenn du gleich starten möchtest, Einfluss auf dein Nervensystem zu nehmen, dann beginne mit meditieren. Ein paar kurze Atem-Meditationen findest du in meinem Download-Bereich.