Wie oft sagst du dir das ohne schlechtes Gewissen? Mehrmals täglich? Nur bei sehr großen Projekten? Eher selten bis nie? Mal ehrlich.
„Ich bin nicht perfekt und ich arbeite auch nicht daran.“
(Quelle: unbekannt)
Das ist kein Test und es gibt auch kein richtig oder falsch, nichts zu gewinnen oder zu verlieren. Es ist einfach ein bewusstes Hinschauen auf ein mögliches Muster. Nämlich, dass wir meinen, nie gut genug zu sein bzw. ausreichend abzuliefern.
Ausreichend gut und ein perfektionistisches Umfeld
Das ist oft keine passende Kombination. Denn es geht immer noch größer, schneller, besser. Was machen dann die Menschen, die bemerken, dass das nicht ihr Spiel ist? Wie können sie nicht an sich zweifeln, sondern sich selbst eine gute Freundin, ein guter Freund sein? Wie können sie überleben?
Klingt dramatisch? Nicht dazuzugehören ist für Menschen dramatisch. Wir sind soziale Wesen, die es brauchen einer Gruppe anzugehören. Ausschluss aus einer solchen kam in früheren Zeiten oft einem Todesurteil gleich. Diese Funktion ist noch immer in unserem Gehirn verankert. Um Verbundenheit und Zugehörigkeit zu fühlen geben wir alles. Das kann bis zur Selbstverleugnung und zum Burn-out führen.
Es ist nicht weise sich selbst zu erschöpfen, weil vom Außen nichts kommt oder wir es nicht bemerken. Vielleicht ist es einfach nicht der passende Tribe (Stamm). Dann suche weiter und lass dich nicht entmutigen, dass es Menschen gibt, die zu dir passen. Du bist ausreichend gut, so wie du bist. Wenn es etwas länger dauern sollte, bis du deine/n Lieblingsmenschen findest, dann sorge dafür, dass du dir dieses Bedürfnis selbst erfüllst.
Das Gefühl von Zugehörigkeit
Wie kannst du dir selbst ein Gefühl von Zugehörigkeit schaffen? Hier sind einige Ideen:
- Kuschel mit dir selbst. Kein Scherz. Dabei wird das Bindungshormon Oxytocin ausgeschüttet. Berührungen sind für unser Wohlbefinden wichtig. Wenn es gerade keine von außen gibt, schenke sie dir selbst.
- Gib deinem Tun eine Bedeutung. Vielleicht hast du eine Familie, für die du sorgst, ein Haustier, das du fütterst oder Pflanzen, um die du dich kümmerst. Kein Beitrag ist zu klein, auch wenn es dir manchmal so scheint.
- Du suchst dir eine Gruppe mit ähnlichen Werten, Wünschen und Vorstellungen. Vielleicht ein Hobby, das mit anderen Menschen ausüben möchtest oder ein ehrenamtliches Engagement.
Eine Aussage wie „ausreichend gut“ kann übrigens auch Angst machen, denn es birgt eine Wertung, die manche von uns noch mit der Schulzeit verbinden. Ausreichend geht gerade so eben… Darüber gab es ja Noten wie befriedigend, gut und sehr gut. Wie, nicht einmal befriedigend? 😉
Sich selbst als ausreichend zu empfinden ist so entspannend und kann sehr angenehm sein. Es mindert den Druck, den wir uns oft selbst auferlegt haben aufgrund von Erwartungshaltungen anderer an uns.
Wenn wir sagen, dass wir fünf jetzt gerade sein lassen, obwohl mathematisch inkorrekt, dann stoßen wir vielleicht auf Widerstand. Wahrscheinlich sogar in uns selbst, denn gelernt ist gelernt. Aber es fühlt sich oft total toll an. Kann es dann falsch sein? Wenn wir das ehrlich meinen, also ohne Resignation oder gar Frust, macht es so viel zufriedener als alles Streben nach Perfektionismus. Diese Zufriedenheit können wir übrigens am besten über das Fühlen wahrnehmen, denn unser Gehirn kennt eher „höher, schneller, weiter“ und treibt uns weiter an.
Andere Perspektiven einnehmen
Wie kannst du dein Denken in eine andere Perspektive lenken? Hier sind ein paar Beispiele:
- Finisher statt Marathonläufer:in – Dein Projekt ist abgeschlossen und ok gelaufen. Du fühlst dich erleichtert. Es gibt noch die eine oder andere Sache zu korrigieren, aber du hast wieder was gelernt. Vielleicht wird es beim nächsten Mal der Burner. Jetzt hast du geliefert und darfst das feiern und genießen.
- Zeitmanagement statt Dauerschleife – irgendwann ist es genug sich mit etwas zu beschäftigen. Auch mit destruktiven Gedanken. Das Stopp-Schild, aufgestellt in deinem Geist, verhindert, dass du dich ewig um dieselbe Achse drehst und nicht von der Stelle kommst. Setze die gewonnene Zeit lieber für dein Wohlbefinden ein. Davon profitieren alle in deiner Umgebung.
- Akzeptanz statt Perfektion – du findest dich akzeptabel. Das ist sowas von ausreichend, weil du dich akzeptierst, wie du bist, ganz ohne Beigeschmack und mit allen Ecken und Kanten und Deformierungen, die vielleicht im Laufe der Zeit entstanden sind.
Die Aufmerksamkeit unseres Geistes in andere Richtungen zu lenken, dort, wo das z. B. Gras schon grün und saftig ist, gelingt nicht von heute auf morgen. Es braucht Übung, Geduld und Freundlichkeit für uns selbst.
Ich plädiere dafür, dass wir öfter mal innehalten und zur Kenntnis nehmen, wer wir sind und was wir alles leisten. Mit mir gehen die beiden Worte „ausreichend gut“ in Resonanz. Wie ist es bei dir? Ich beginne jedenfalls jetzt gleich damit meine Anerkennung zu verschenken – an das Wetter, meinen Mann, meinen Sohn, die Pflanzen in meinem Garten, die Kolleg:innen, …
Wenn du dir jemanden an deine Seite wünschst, der dich bei deinem Perspektivwechsel unterstützt und dazu Expertin für Stress und Burn-out ist, dann melde dich gern für ein kostenfreies Erstgespräch bei mir. Ich bin gespannt dich kennenzulernen.