Gabriela Voss; Countdown; Zeit; Sanduhr; Gelassenheit

Den Countdown stoppen: Gelassenheit bei wenig Zeit erlangen

Ich erlebe immer mehr Menschen im Stress. Das ist gut für mein Business, aber so richtig toll findet das eigentlich keiner meiner Coachees. Viele berichten, dass Stress in ihrem Unternehmen irgendwie auch zum guten Ton gehört. Denn erst, wenn man richtig Gas gibt, bringt man sich voll ein. Einige tun das dann bis zum Umfallen.

Menschen, die ihren Job eher gelassen machen, wird oft unterstellt, dass sie nicht genug zu tun haben und manchmal auch voller Neid beobachtet, wie sie das wohl machen.

Gelassenheit ist kein Geheimnis und keine Hexerei. Oft beginnt es mit dem Erkennen des eigenen Mindsets und unserer Kommunikation. Als ich damit angefangen habe, mir selbst zuzuhören, musste ich echt schmunzeln. Was da für Sätze rauskamen: „Das mache ich mal eben noch.“ War zum Beispiel sehr beliebt bei mir. Den habe ich heut fast vollständig aus meinem Wortschatz gestrichen. Er führt bei mir nämlich immer zu Überstunden und vielleicht sogar Unzufriedenheit, weil ich die Sache dann doch nicht so schnell wie angenommen fertigstellen konnte.

Ein drängender Wunsch bei Stress

Zu mir kommen meist Menschen, die sich fremdbestimmt und getrieben fühlen und die wieder mehr Achtsamkeit für sich selbst wünschen. Denn oft fühlen sie, dass sie irgendwie zu kurz kommen, weil alles andere Vorrang hat. Das kann der Job sein, die Kinder, die Eltern, der/die Partner:in, Leistungssport, Ehrenamt, Freund:innen und anderes mehr. Man selbst funktioniert nur noch in diesen Rollen, und dass mal mehr und mal weniger gut. Irgendwann geht vielleicht gar nichts mehr, weil der Körper um Hilfe ruft und einen einbremst. Mir ist das 2005 selber passiert, nämlich mit einem Bandscheibenvorfall in der Lendenwirbelsäule. Nicht lustig. Ich hatte zuvor schon einige Male meine innere Stimme überhört und die ersten Signale meines Körpers weggedrückt.

So gestoppt, stellen wir uns spätestens die Frage, ob zurzeit alles richtig läuft oder ob wir irgendetwas übersehen haben, was wir anders machen können, weil es einfach hilfreicher für uns ist.

Erst einmal eine Standortbestimmung

Wenn ich mit meinen Coachees eine Standortbestimmung mache, dann erzählen Sie von ihrer jetzigen Situation in ihren Worten und das gibt mir schon erste interessanten Hinweise auf die innere Haltung und das Erleben ihrer Situation. Das kann ich dann spiegeln.

Stress und Zeit, also eher die Abwesenheit und das fast schmerzliche Vermissen von Zeit, werden immer wieder in meinen Coachings genannt. Verbunden damit ist der große Wunsch nach mehr Ruhe, Frieden und einfach mal sein. Ich habe mal einige Sätze zusammengestellt, die ich schon oft gehört habe und die du sicher auch kennst, oder?

Die Top 10 Hindernis-Sätze in Bezug auf Zeit:

  1. „Ich habe keine Zeit.“
  2. „Dafür ist keine Zeit.“
  3. „Mir fehlt einfach die Zeit dafür.“
  4. „Dafür nehme ich mir keine Zeit.“
  5. „Ich habe meine Zeit voll verplant.“
  6. „Mein Tag ist durchgetaktet.“
  7. „Ich funktioniere nur noch.“
  8. „Ich fühle mich wie in einem Hamsterrad.“
  9. „Ich komme zu nichts anderem mehr, außer…“
  10. „Meine Gedanken drehen sich nur noch um…“

Findest du dich in einem der Sätze wieder? Wie wirken sie auf dich? Es sind manchmal nur ganz feine Unterschiede und doch befeuern sie unser Mangeldenken über die Zeit und erhöhen unser Stresserleben. 😉

Meine Coachees berichten, dass die Tage nur so dahinziehen, ohne dass sie einen Nährwert für sie haben oder dieses Gefühl von „Jetzt habe ich echt was geschafft“. Klar, Prioritäten setzen ist wichtig und richtig, wenn es gerade eine Zeit ist, wo eine Menge zu stemmen ist. Darüber hinaus sollten wir aber nicht die wichtigste Priorität vergessen – uns selbst.

Wenn wir kaum mehr zum Luft holen kommen, die sozialen Kontakte/Aktivitäten vernachlässigen und am Abend nur noch das Sofa kennen, dann können wir leicht in eine Krise schlittern, wenn die wichtige Säule, der wir gerade unser ganzes Leben widmen, wegbricht.

Was ich tue, wenn die Zeit knapp ist

Ich bin seit 10 Jahren als Coachin selbstständig und sorge neben all meinen Projekten immer für einen Ausgleich. Neben meiner täglichen Morgenroutine, der Meditation, kann das eine bewusste Mittagspause sein, auf meinem Trampolin hüpfen, ein kleiner Plausch mit der Freundin oder auch ein Urlaub ganz ohne digitale Geräte sein. Auch wenn mir die Arbeit viel Spaß macht, brauche ich das Gefühl, dass auch noch anderes in meinem Leben wichtig ist und dass ich dafür die notwendige Kraft habe. Falls diese Säule einmal nicht mehr da ist, möchte ich diese Frage beantworten können: „Wer bin ich ohne meine Arbeit?“

Zeit ist immer vorhanden. Wir Menschen haben sie mal in diesen Tag-/Nacht-Rhythmus eingeteilt und uns auf 24 Stunden geeinigt. Wir können sie nicht besitzen, doch wir können uns bewusst entscheiden, wie wir sie verbringen wollen.

Wann ist deine Zeit durchgetaktet und wann dürfen die Stunden dahinplätschern?

Wie oft am Tag oder in der Woche folgst du mit deiner Intuition dem Lauf der Zeit und lässt dich überraschen, wohin es dich treibt und was dir so einfällt? Das sind oft sehr kreative Prozesse, die da angestoßen werden. Gerade wenn es um die Ideenfindung oder Lösung eines kniffligen Problems geht, sind sie, meiner Meinung nach, essenziell.

„Meine Zeit ist voll verplant.“

Diese Aussage liebe ich persönlich sehr, weil ich von Herzen eine Freiraumfinderin bin. Dann suche ich mit dem Coachee nach Mini-Zwischenräumen, in denen nichts passieren muss. Z. B. muss man nicht, wenn der Wasserkocher das Wasser für den Tee erhitzt, das Handy checken oder Mails beantworten. Wir können einfach die zwei Minuten warten und lauschen. Sowohl das eine wie auch das andere haben wir oft verlernt. Ich nenne diesen Zwischenraum die „Wasserkocher-Meditation“. Das lässt die meisten Menschen schmunzeln und zugeben, dass sie diese Zeit doch erübrigen können für ein paar bewusste Atemzüge.

Mal ehrlich: Wie oft nutzt du auch die kleinsten Zwischenräume für Aktivitäten? Muss das so bleiben? 😉

„Ich habe keine Zeit.“

Bei dem Satz steckt manchmal viel mehr dahinter, finde ich. Oft ist es ein „Ich will das nicht“, mag es aber nicht sagen.

Nachgespürt: Was hält dich davon ab, ehrlich zu sagen, was du nicht möchtest? Sei authentisch mit deinen Antworten, auch wenn sie manchmal nicht bequem sind.

 „Dafür ist keine Zeit.“

Wenn wir das sagen oder auch „Dafür nehme ich mir keine Zeit“, dann ist das meist eine bewusste Entscheidung. Ich erlaube mir etwas nicht und sage „Das geht nicht. Zumindest jetzt nicht.“

Nachgespürt: Wie geht es dir damit, wenn du nein sagst? Fühlt sich das stimmig an? Oder drückst du eher etwas weg, weil andere Dinge immer wichtiger sind? Das macht langfristig unzufrieden.

„Ich fühle mich wie im Hamsterrad“

Das ist mir wichtig zum Mythos Hamsterrad zu erwähnen. Es wurde vor einiger Zeit eine Studie an Feldhamstern durchgeführt. Auf einer Wiese wurden Laufräder aufgestellt und die Hamster gingen völlig freiwillig hinein und verließen das Rad wieder, wenn es ihnen genug war. Statt Eintönigkeit, Begrenztheit und das Dauerdrehen des Hamsterrades können wir uns die Charaktereigenschaft Selbstbestimmung bei Hamstern zu eigen machen. Das wäre mal was und gäbe dem Hamsterrad eine völlig neue Bedeutung, oder?

Nachgespürt: Wann empfindest du dein Leben eher begrenzt und eng, wann spürst du, dass du die Gestaltung in der Hand hast?

„Ich funktioniere nur noch.“

Wenn das eine Aussage ist, die sehr gut auf dich zutrifft, solltest du aufhorchen. Meine Erfahrung ist, dass bei diesem Empfinden bereits viele Menschen den gesunden Bezug zu sich selbst verloren haben. Das hört sich unlebendig an und es kann sein, dass es sich auch so anfühlt. In diesem Stadium fallen uns vielleicht wichtige Signale nicht auf (siehe mein Bandscheibenvorfall).

Ohne jetzt ein zu dunkles Bild zeichnen zu wollen, möchte ich darauf hinweisen, dass es auch Anzeichen eines beginnenden Burn-outs sein kann. Insbesondere, wenn einem die Sinnhaftigkeit seines Tuns abhandengekommen ist. Solltest du das in Betracht ziehen, hole dir professionelle Hilfe und lasse das abchecken.

Nachgespürt: Wie lebendig fühlst du dich gerade? Gibt es Tätigkeiten, denen du dich ganz hingeben kannst oder Momente, in denen du ganz bei dir bist? Empfängst du bereits Signale von deinem Körper?

Wieder ins Spüren kommen

Gerade jetzt ist es total wichtig wieder ins Spüren zu kommen. Sich mit den eigenen Werten und Bedürfnissen zu beschäftigen und Mitgefühl für sich zu entwickeln. Das kann z. B. ein Satz der Erlaubnis sein, wie: „Ich bin müde und es ist ok das zu fühlen, bei dem Pensum, das ich erledige.“

Manchmal fällt es uns aber schwer, uns diese Erlaubnis zu geben. Das ist auch ok, dann bemerken wir, dass es uns gerade schwerfällt und verurteilen uns nicht dafür. Jetzt kann es hilfreich sein, einen Coach/eine Coachin an deiner Seite zu haben und der Sache auf den Grund zu gehen und deine Ressourcen zu stärken.

Ein kurzer Impuls für ein gelasseneres Mindset

Wenn du magst, höre dir selbst einmal zu, wie du formulierst, wenn es stressig wird. Nimm gleich diese Woche.

Schritt 1: Bemerke, ob es ein Satz aus den obigen Top Ten ist oder etwas anderes, was dein Erleben genau so festzementiert, wie du es gerade sagst. Schreibe diesen Satz oder mehrere auf.

Schritt 2: Wenn die Woche rum ist und du ausreichend Material gesammelt hast, dann beginne die Energie aus diesen Sätzen zu nehmen, indem du sie hinterfragst. Stimmt das wirklich? Ist das wirklich wahr? „The Work“ von Byron Kathie arbeitet ganz stark damit.

Schritt 3:  Führe ein Refraiming durch, indem du dir eine andere Formulierung überlegst. Die muss sich stimmig für dich anfühlen und keine Stressenergie erzeugen.

Nur ganz kurz ein Beispiel: aus „Ich habe keine Zeit.“ darf „Gerade passt es nicht, aber vielleicht später?“ werden und du vereinbarst einen Termin mit dir selbst und – wichtig – du hältst ihn dann auch ein.

Wenn es für dich hilfreich ist, können wir das gern gemeinsam in einem Mail-Ping-Pong oder per Telefon machen. Wir finden die Sätze, die dir Kraft rauben und ersetzen sie durch Sätze, die dir Energie schenken. Schreibe mir gern an und wir vereinbaren einen Termin, damit sich das Thema Stress und Zeit lösen darf und mehr Gelassenheit in dein Leben Einzug hält.  

Wenn du gern mal Meditation ausprobieren möchtest, um einfach sein zu erleben, schaue dich gern auf meiner Terminseite um. Dort biete ich immer mal offene, kostenfreie Meditationen an und du findest natürlich auch Kurse und Workshops zu konkreten Themen.