Sturm - Stürme im Leben

Im Sturm des Lebens stehen

Was für ein Sturm war das gestern bei uns an der Westküste Schleswig-Holsteins. Aus den Medien kamen den ganzen Tag beruhigende und auch warnende Worte und in Büsum sind präventiv schon mal die Strandkörbe umgekippt worden.

Während Dortmunder:innen (und sicher auch andere Binnenlandbewohner:innen) sich in einem Abenteuerurlaub wähnten und ihre Handykameras zückten, zogen die Norddeutschen ihre Windjacken an und schüttelten den Kopf über so viel Hype. Interessant war es allemal, fand ich.

Hast du schon mal ´nen richtigen Sturm erlebt?

Hat man in seinem Leben schon mal einen orkanartigen Sturm erlebt, dann haben wir aus erster Hand unsere Erfahrungen damit gemacht. Das ist mit Stürmen beim täglichen, realen Wetter ganz ähnlich den Stürmen unseres Lebens, denen wir uns ausgesetzt sehen.

Allzu oft nehmen wir die alltäglichen „Stürme“ ziemlich persönlich. Dann schwimmen Gedanken vorbei wie: „Nur mir passiert das gerade.“ „Warum immer ich?“ „Wiese fühlt sich dafür nie jemand anderes verantwortlich?“ „Kann es denn nicht auch mal nach meinen Vorstellungen laufen?“ „Nicht schon wieder…“ „Jetzt bin ich aber auch mal dran!“ Vielleicht kommt dir der eine oder andere Satz bekannt vor. Oder du hast ganz ähnliche Gedanken, die dir durch den Kopf gehen, wenn das Leben dir gerade wieder Steine für den Bau einer Kathedrale auf den Weg packt.

Learnings

Sind wir erst einmal durch ein Ereignis durchgegangen und atmen noch, dann haben wir vielleicht Learnings mitgenommen, wie wir es beim nächsten Mal anders, ja sogar besser machen wollen. Das betrifft die Befestigung einer Strandpromenade ebenso wie die Ausrichtung unseres Mindsets und die Auswahl an Handlungsoptionen.

Wenn wir erfolgreich aus einem Sturmereignis hervorgehen, dann kann uns der nächste schon weniger anhaben. Wir bemerken vielleicht weniger Aufregung und mehr Ruhe in uns. Statt von Unsicherheit überrollt zu werden, spüren wir auch Vertrauen in uns. Unsere üblichen Stressreflexe wie Kampf, Flucht oder Erstarrung weichen einem überlegten Handeln und dem Wissen, dass wir unser Bestes geben werden.

In Büsum und im Radio habe ich gehört: „Damit haben wir schon viel Erfahrung hier im Norden. Wir sind sturmerprobt und kennen uns aus. Wir wissen, wie wir uns, die Besucher:innen und die Dinge hier, schützen können.“

Wissen aus den Erfahrungen auf neue Situation übertragen und anwenden, das können übrigens nicht nur die Einwohner der Westküste (z. B. Dithmarscher und Nordfriesen), sondern alle Menschen. 😉

Wie ist das mit Deiner Sturm-Expertise?

Erinnerst du dich in Notsituationen an hinreichend positive und meisterliche Erfahrungen?

Weißt du oder ein Teil von dir, dass es gutgehen wird, weil du die Expertise besitzt?

Wie versicherst du dir glaubhaft, dass du zwar vorsichtig sein kannst, aber nichts zu befürchten hast, was dich zerstört?

Weißt du um deine Ressourcen und sind sie jederzeit für dich abrufbar?

Was, wenn der Sturm zu heftig erscheint?

Ja, das kann sich manchmal so anfühlen. Als ich vor acht Jahren plötzlich meinen Vater verloren habe, ohne die Möglichkeit, mich von ihm zu verabschieden, war der Schmerz so groß, dass er mich schier überwältigt hat. Aber es gab eine Begegnung zwischen uns, nur zwei Wochen vor seinem Tod. Ich hatte ihn gern noch sehen wollen, ganz spontan. Als wir uns an dem Tag voneinander verabschiedeten, sagte ich ihm, wie wehr ich ihn liebe. Dazu solltest du wissen, dass unser Verhältnis nicht immer einfach war. Das Bild, wie er mein Bekenntnis zu ihm beim Abschied entgegengenommen hat, ist mir noch immer vor Augen. Daran konnte ich mich bei seinem Tod erinnern. Ich wusste, er ist in Frieden gegangen.

Nichts ist danach wie zuvor

Je nach Stärke des Lebensereignisses gehen wir durch eine mehr oder weniger große Veränderung. Bei Ereignissen, wie z. B. die Trennung von einer geliebten Person, dem Verlust von Hab und Gut oder dem Auftreten einer lebensbedrohlichen Krankheit wird sich unser Blick auf die Zukunft wahrscheinlich von jetzt auf gleich wesentlich ändern. Doch soweit muss es ja nicht kommen, um Veränderung anzustoßen, oder?

Natürlich haben wir es nicht immer in der Hand was passiert. Doch wir können an unseren alltäglichen größeren und kleineren Stürmen arbeiten und durch sie lernen. Perspektivwechsel braucht kein „Big Bäng“, es genügt auch ein „Aha“.

Ein Beispiel aus dem Arbeitsalltag

Der/die Kolleg:in kommt immer wieder bei mir an und fragt um Hilfe („Kannst du mal dies und das tun? Ich schaffe das gerade nicht, es ist alles so viel.“). Ich kann nicht gut Nein sagen und nehme die Arbeit mit auf meinen Tisch. So gelange ich langsam, aber sicher in die Überforderung, fühle mich schlecht, weil ich meine Arbeit nicht schaffe und gleichzeitig nicht gut unterstütze und habe Sorge, dass dies meiner Chefin/meinem Chef auffällt und ich darauf angesprochen werde. Mein Körper verspannt sich schon an den bekannten Stellen.

Was tue ich aus einem alten Muster heraus? Ich arbeite noch mehr, um alles zu schaffen und/oder ich nehme Arbeit mit nach Hause. Der anfangs raue Wind wird nun langsam zu einem ausgemachten Sturm. Mein Körper zeigt mir zu diesem Zeitpunkt schon an, dass er sich nicht mehr so energiegeladen fühlt, was sich auch auf mein Privatleben auswirkt. Wenn ich so weitermache, werde ich womöglich ernsthaft krank.

Wie gehst du damit um?

Verschaffe dir Klarheit und frage dich, worum es in dieser Situation wirklich geht.

Ein Thema könnte z. B. Grenzen sein. Weißt du um deine Grenzen? Kannst du sie gut spüren und dann auch kommunizieren? Wie sagst du Nein und bleibst trotzdem im Gespräch mit deinem Gegenüber?

Ein anderes Thema könnte der Umgang mit deinen Bedürfnissen sein. Bemerkst du, wenn du Hunger und Durst hast, Pausen und Bewegung brauchst? Alles ganz natürliche Bedürfnisse unseres Körpers, die ihn stärken.

Oder geht es um das Thema Anerkennung und Wertschätzung? Du leistest etwas und im Gegenzug wünschst du dir Anerkennung deiner Leistungen. Du möchtest, dass gesehen wird, wie du dich einsetzt.

Wenn wir uns mit solchen Ereignissen auseinandersetzten und sie reflektieren, können wir etwas verändern. Dafür müssen wir nicht den großen Knall abwarten und das Stopp-Schild gezeigt bekommen. Wir können aus dem alltäglichen Beobachten unsere „Aha“-Erlebnisse schöpfen und unsere Richtung ändern.

Welche Zutaten braucht es für deine Veränderung?

Achtsamkeit. Wohlwollen. Geduld. Mut. Neugier. Ausdauer. Offenheit. Einsatzbereitschaft. Liebe.

Wir sind nicht in allen Disziplinen gleich stark. Das ist völlig normal. Was uns fehlt, können wir lernen. Das ist die gute Nachricht. Denn unser Gehirn kann sich verändern. Seine neuronale Struktur macht es möglich. Je mehr wir anderes Verhalten üben, desto mehr bilden sich neue neuronale Vernetzungen aus und wir haben neue Optionen zur Hand, wenn wir sie brauchen.

Üben findet nicht nur in Meditation statt, aber die Erfahrung einer Meditation ist sehr unterstützend. Wir vermindern damit unser Grundrauschen im Kopf.

Wir können in vielen großen und kleinen Alltagssituationen mutig und neugierig sein oder freundlich und liebevoll. Dazu müssen wir mit wachen Sinnen durchs Leben gehen.

Wenn du Veränderungen angehen möchtest, dann leg los. Denke nicht darüber nach, sondern tu es. Es gibt Zeiten des Seins und Zeiten des Tuns. Der erste Schritt ist zu erkennen, was dir jetzt guttut.

Wenn ich dich mit meinem Angebot von Meditation und Coaching unterstützen kann, lass es mich wissen. Vereinbare hier deinen Gesprächstermin. Ich freue mich auf dich.