Meditation mit Mücke

Meditation mit Mücke

Heute einmal der Blick auf Achtsamkeit mit einem Augenzwinkern.

Wenn du wissen möchtest, was Wachheit und Präsenz in der Meditation bedeuten, dann musst du nur mit einer Mücke meditieren. 😉

Eckhart Tolle findet, die Gedanken zu beobachten ist ähnlich, wie eine Katze die vor einem Mauseloch sitzt und wartet, dass eine Maus auftaucht. Es gibt dann so eine sanfte Spannung und Präsenz im Körper.

Wenn man meditiert und eine Mücke um einen herum schwirrt, dann kann man übrigens auch sehr gut wach und präsent sein. Das habe ich selber gerade an einem Retreat-Wochenende auf dem Land erfahren. Da gibt es eine recht hohe Insekten-Dichte.

Ich konnte bemerken, wie meine Gedanken abschweiften und ich mir Sorgen machte gestochen zu werden. Ich konnte wahrnehmen, wie mein Körper reagierte. Er rollte sich nämlich in eine natürliche Schutzhaltung zusammen, baute Spannung auf und erwartete die nächste Attacke der Mücke.

Dann begann mein Experimentieren, mein Loslassen. Ich war total neugierig. Wie wäre es, wenn ich mich einmal von der Mücke stechen lassen würde? Wenn ich nicht mit Abwehr und Herumfuchteln reagieren würde, wie ich es sonst tue. Wenn der Autopilot nicht am Steuer sitzt, sondern ich bewusst eine andere, neue Entscheidung treffe. Undenkbar? Nicht in der Meditation. Ich habe es einfach mal ausprobiert.

Erst hörte ich das typische Surren. Wo ist sie jetzt? Dann spürte ich die Mücke, wie sie sich auf meiner Haut niederließ, kurz bevor der Stich passiert. Ich war abgelenkt, das merkte ich. Gibt es einen Stich, wird es jucken? Dann hat die Mücke tatsächlich zugestochen. War es wirklich so schlimm wie erwartet? Nein, irgendwie nicht. Aber es war auch nicht angenehm. Ja, es juckte ein wenig, aber nerviger fand ich eigentlich dieses Surren davor, diese Ungewissheit.

Dann habe ich mich dafür entschieden, mir meine Decke über den Kopf zu ziehen. Ich saß nun wie in einem Wigwam. Ich war jetzt in Sicherheit und geschützt. Interessant war, dass mein Körper noch einige Zeit brauchte, um das zu verstehen und sich wieder zu entspannen.

Die Mücke habe ich zwar ab und zu noch gehört, aber dann hat sie wohl aufgegeben und sich jemand anderen gesucht. Ich hatte allerdings auch etwas aufgegeben – meine bisherige Freiheit so zu sitzen, wie ich es wollte und Frischluft, denn unter der Decke war es etwas stickiger.

Meditation mit einer Mücke ist eine super Gelegenheit die Gedanken zu beobachten!

Die Sorgen die wir uns machen über ein bevorstehendes Ereignis, das noch gar nicht eingetreten ist. Die Strategien die wir uns zurechtlegen, um zu reagieren, unsere Abwehr vorzubereiten. Was für Mühe wir uns manchmal geben, auf unterschiedliche Szenarien eine angemessene Antwort zu geben. Alles oftmals Strategien, die uns ganz selbstverständlich vorkommen und manchmal auch ganz automatisch sind. Sie gehen uns leicht von der Hand, weil wir sie über lange Jahre so gelernt und gelebt haben.

Und wie ist es dann, wenn das Ereignis eintritt? Ist es wirklich so schlimm wie erwartet?

In einer Meditation gelingt es uns oft Gedanken zu beobachten, ganz in diesem Augenblick zu sein. Das reicht manchmal schon aus, um Sicherheit zu empfinden. Denn dann bemerken wir, welcher Film in unserem Geist abläuft, und dass dies gar nicht der Realität des jetzigen Augenblicks entspricht. Unser Überlebensmodus ist gar nicht notwendig, denn es geht gar nicht ums Überleben. Dass vergessen wir manchmal, oder?

Übrigens – wenn du erst mal einen sanften Einstieg möchtest, dann meditiere einfach zusammen mit einer Fliege im Raum. 🙂

Spüre, wenn sie sich auf dein Gesicht und auf deine Haut setzt, das Kribbeln der Fliegenbeine, wenn sie sich bewegt. Bemerke alle Impulse die von Moment zu Moment auftauchen und bemerke auch deine Gedanken. Du möchtest z.B. die Fliege verscheuchen und zögerst den Impuls in deiner Hand noch etwas hinaus. Ein Gedanke kann der Wunsch sein, dass die Situation anders ist und die Fliege endlich verschwindet. Du möchtest, dass es wieder ruhig und angenehm wird. Oder zumindest angenehmer, denn das Sitzen allein ist ja schon Herausforderung genug.

Eine Alternative, die immer geht: meditiere unter dem Moskitonetz! 🙂 🙂 🙂

Hier kannst du trainieren weniger reaktiv zu handeln: 8-Wochen-MBSR-Kurs oder Meditationsgruppe