Gutes in sich aufnehmen und glücklicher werden

Gutes in sich aufnehmen und glücklicher werden

„Ich wäre dumm, nicht glücklich zu sein.“

Rick Hanson

Dieses Zitat eines meiner Lieblingsautoren in der neuesten Ausgabe von „Moment by moment“ hat mich dazu inspiriert diesen Artikel zu schreiben. Mir gefällt diese Wortspielerei und ganz besonders mag ich, dass die Aussicht besteht, glücklich sein zu erlernen.

Rick Hanson ist Neurowissenschaftler und Bestsellerautor. Er hat Bücher geschrieben wie „Das Gehirn eines Buddha“, „Denken wie ein Buddha“, „Just 1 thing“ (52 Impulse, wie du das Gehirn eines Buddhas entwickeln kannst).

Geprägt durch ein wenig empathisches Elternhaus hat er sich schon als Kind entschlossen, das Gute zu bemerken, was ihm widerfährt. Das konnte ein Lächeln einer anderen Person sein, eine Einladung zu einer coolen Party oder die Aufnahme in eine Gruppe, was „dazu gehören“ signalisierte. Er studierte Psychologie und widmete sich mehr und mehr dem „achtsamen Kultivieren“ wie er es nennt, also dem Bemerken von Dingen, die ihn nähren und erfüllen.

Ich selber habe Rick Hanson 2015 persönlich auf einem Workshop in Freiburg getroffen und hatte am Ende der fünf Tage eine bewegende Begegnung mit ihm. Mir war während dieser Zeit einiges klar geworden, was in meinem Leben noch wie Klett an mir haftete und ich loslassen musste, um den nächsten Schritt gehen zu können. Das machte mich traurig. Als ich mich von ihm verabschiedete, begannen meine Tränen zu fließen. Und dann fragt er mich doch glatt, ob er mich in die Arme nehmen und trösten dürfte. Ich habe dann ein wenig sein Hemd etwas nassgeweint und es geschehen lassen. Das er eigentlich ein „Fremder“ für mich war, war unerheblich, denn ich konnte spüren, dass er mit mir mitfühlte. Er hat einfach der aus dem Herzen gehandelt.

Die Methode, die ich dort gelernt habe, heißt übrigens „Positive Neuroplastizität (PNT) – Das Gute in sich aufnehmen“. Sie ist so viel mehr als nur eine Methode, die man mechanisch anwendet und „dann wird sich das Glück schon einstellen“. Vielmehr ist es auch hier, wie beim Achtsamkeitstraining, mit der Zeit so, dass sich deine innere Haltung verändert. Du wirst empfänglicher für die Dinge, die dich nähren und dir Freude bereiten, egal, wie klein sie sein mögen. Du sammelst sie ein, lässt sie in dich einsinken und fühlst sie in dir. Das mag ein Sonnenstrahl sein, der deine Nase kitzelt, unerwartete Hilfe, die dir jemand anbietet oder eine Musik, die dein Herz wärmt. So trainierst du dein Gehirn darauf, noch mehr davon zu bemerken und irgendwann kannst du nicht anders, als immer mehr Positives zu erkennen und anzuziehen. Denn: „Neurons that fire together, wire together“. Das heißt, dass sich mehr und mehr Neuronen in deinem Gehirn bilden, die genau darauf aus sind, das Gute zu erkennen, wenn es geschieht. Dadurch erzeugst du dir selber vermehrt Zustände wie Glück, Zufriedenheit, Dankbarkeit, Freude, Liebe und Selbstwert.

Nun gibt es nicht nur gute Zeiten im Leben, wie wir alle wissen. Was also tun, wenn wir gerade stürmische Zeiten durchleben? Der Job ist verloren, die Wohnung gekündigt oder ein geliebter Mensch stirbt. Wenn wir bereits Erfahrung damit gemacht haben, uns dem Positiven zuzuwenden und die zuvor genannten Qualitäten in uns gestärkt haben, dann wirken die auch in schwierigen Zeiten. Rick Hanson sagt, das „achtsame Kultivieren“ oder „positive Neuroplastizität“, das er seit Jahrzehnten pflegt, ist sein Vitamin C. Es hat ihn seine Schlüsselressourcen finden lassen, die er in schwierigen Situationen abrufen kann und die ihm helfen, mit einem Thema umzugehen.

Das finde ich ein plastisches Bild. Wenn wir eine Erkältung haben, dann wussten schon unsere Großeltern, dass Vitamin C uns helfen wird, schneller wieder gesund zu werden. Kennst du deine Ressourcen gut, dann weißt du einfach, was dich stärkt, um wieder auf die Beine zu kommen. Es gilt also unser eigenes Vitamin C herzustellen und abrufen zu können.

Wie geht das?

In der Übung „Gutes in sich aufnehmen“ stellst du in drei Schritten dein Vitamin C her:

  1. Gute Dinge bemerken und ins Bewusstsein holen
  2. Diese Ereignisse wirklich fühlen
  3. Die Empfindungen dazu einsinken lassen und so verankern

Damit stellst du alle deine Antennen auf Empfang für positive Ereignisse und verankerst sie in deinem Erleben durch die damit verbundenen Gefühle und Körperempfindungen.

Schritt 1 – mache eine positive Erfahrung

Vergegenwärtige dir eine Erfahrung, die du als angenehm empfunden hast. Das kann das warme Wasser auf deiner Haut sein, wenn du duschst, eine Tasse duftender Tee, der Erfolg einer gelungenen Präsentation oder das Gefühl von Verbundenheit mit einem anderen Menschen. Vielleicht ist dieses Ereignis dir sofort bewusst oder du gibst dir etwas Zeit, es entstehen zu lassen. Verbinde dich emotional mit dieser Erfahrung.

Schritt 2 – reichere sie an

Öffne dich all den angenehmen Gefühlen, die diese Erfahrung bereithält. Lasse sie vollständig in dein Bewusstsein einsinken. Genieße dieses Geschehen.

Versuche nun die Erfahrung behutsam zu intensivieren, indem du sie aus einer anderen Perspektive betrachtest. So fallen dir vielleicht neue Aspekte auf. Nimm auch all deine Körperempfindungen wahr, wenn du an diese Erfahrung denkst. Es mag sich ein Prickeln, Wärme oder Entspannung im Körper zeigen. Vielleicht ist es auch hilfreich zu fragen, was diese Erfahrung für dich persönlich bedeutete, wie sie dir weiterhalf oder einen besonderen Schritt in deinem Leben darstellte.

Schritt 3 – nimm sie in dich auf

Verinnerliche das Gefühl, wie es ist, mit dieser Erfahrung zu verschmelzen. Lasse dich davon durchfluten. Wenn jetzt ein Lächeln in deinem Gesicht auftaucht, dann lasse es zu. Oder es kribbelt in deinem Bauch bei der innigen Verbundenheit mit dieser Erfahrung. Vielleicht gibt es ein Bild dazu, das jetzt vor deinem inneren Auge auftaucht. Lasse die Erfahrung dich ganz anfüllen.

Mache dir bewusst, dass diese Erfahrung ein Teil von dir ist. Du kannst immer darauf zurückgreifen. Eine innere Ressource, die dir immer zur Verfügung steht. Verlässlich, bestärkend und dir wohlgesonnen.

Mehr über positive Neuroplastizität findest du hier: https://www.rickhanson.net/

Ein interessanter TEDx-talk ist hier auf youtube zu sehen: